Textilarchäologie
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Textilarchäologie

Die Nutzung von Kleidung war für frühe Menschen eine zentrale Voraussetzung sich aus den Gebieten mit tropischem Klima über die ganze Welt zu verbreiten. Nur durch Kleidung ist es dem Menschen möglich, sich dauerhaft ein "tragbares Mikroklima" zu schaffen um seine Körpertemperatur im notwendigen Bereich zu stabilisieren.

Kleidung aus Textilien sind Produkte des Technokomplexes, der den Menschen "am Nächsten" ist. Das Flechten und Weben sind sehr alte Kulturtechniken. Neben diesen zentralen Herstellungsverfahren eines textilen Körpers (Stoff) gibt es noch eine Vielzahl von Arbeitsschritten und anzuwendenden Techniken:

z.B.

Gewinnen der Rohfasern

pflanzliche Fasern

ggf. Anbau der Pflanzen

ernten der Pflanzen

Fasergewinnung z.B. durch Verrottung, Klopfen oder Aufspleissen der Pflanzen

vorbereiten zum Spinnen von Fäden, Garnen, Zwirnen; z. B. wässern, reißen

tierische Fasern: Haare, "Wolle"

Jagd auf Tiere (hauptsächlich zur Nahrungsversorgung, Nebenprodukte für Bekleidung: Häute [Herstellung von Leder], Felle, Pelze. Gewinnung von Tierhaar und Wolle.[?]

Domestikation von Wolllieferanten, Verbesserung der Haarqualität durch Zuchtwahl (steinzeitliche Schafe hatten noch harte Grannenhaare, die von Archäologen irrtümlich als Beimischung von Hirschhaar interpretiert wurden)

Spinnen eines Fadens

ggf. verzwirnen mehrerer Fäden --> technische Textilien, Seile

ggf. färben des Garns

Weben eines Textilkörpers "Stoff" durch überkreuzendes Verflechten von Garnen in unterschiedlichen Weisen, mit verschiedenen Hilfsmitteln ("Brettchenweben", Webstuhl)

Verschlingen von Garnen zu Netzen für Fischfang, Jagd und Transport.

Verbinden von Textilkörpern unterschiedlicher Form zu funktionaler Kleidung durch Vernähen oder anderen Techniken (Wickeln, Binden, zusammenstecken mit Nadeln oder Fibeln) Herstellung technischer Textilien (z.B. Segel, Planen für Zelte und Ähnliches)

ggf. färben der Textilkörper oder Kleidung aus unterschiedlichen Gründen, z.B. soziale Stellung, Schmuckbedürfnis, Funktion, Haltbarmachung.

Handel mit Textilien, Herstellung und Handel mit "Textilzubehör", wie etwa Nadeln, Fibeln, Knöpfen, anderen Schmuckapplikationen.

Um in gemäßigten Klimazonen überleben zu können brauchte der Mensch von je her Bekleidung. Die Herstellung von Garnen durch Verzwirnen von Fasern und daraus die Herstellung von textilen Flächen (Stoffen) durch Flechten bzw. Weben ist eine sehr alte Technik, die bis heute angewendet wird, daher ist sie eine der längsten Traditionen.

Die wirtschaftliche Bedeutung der Textilherstellung war zu allen Zeiten sehr groß - da jeder Mensch Bekleidung benötigt- sie war eine der Hauptantriebskräfte der ersten industriellen Revolution.

Für die Produktionsschritte - waschen, bleichen, färben - sind chemische Produkte und Verfahren erforderlich. Zum Musterweben wurden schon im frühen 19. Jh. programmgesteuerte Webmaschinen gebaut, z.B. durch J. M. Jacquard, unter dessen Namen diese Muster bekannt wurden. In neuerer Zeit kommen die synthetischen Farbstoffe, Kunstfasern und die vollautomatische Textilproduktion dazu. Die Herstellung dreidimensionaler textiler Körper aus hochfesten Aramidfasern im Bereich der faserverstärkten Verbundstoffe, z.B. für Schutzhelme oder extraleichte Druckgasbehälter, ist eine der neuesten Innovationen im Bereich Textilien.